Rezension – Das Mitternachtskleid von Terry Pratchett

Rezension – Das Mitternachtskleid von Terry Pratchett

Terry Pratchett
Das Mitternachtskleid
Ein Märchen von der Scheibenwelt

Verlag: Manhattan
Erschienen: Mai 2011
Seiten: 416
Paperback, Klappenbroschur
ISBN: 978-3-442-54638-1
Preis: 17,99 Euro

Inhalt:
Tiffany Weh ist die Hexe des Kreidelands, mit kräftiger Unterstützung der Wir-sind-die-Größten. Mit ihren 16 Jahren hat sie viel zu tun, kommt kaum zur Ruhe und kaum zum Essen und Schlafen. Sie ist Dorfarzt und Dorfpolizist in einem. Überall scheinen die Menschen ihre Hilfe zu benötigen. Doch plötzlich beginnen diese, sich merkwürdig zu verhalten. Sie gehen Tiffany lieber aus dem Weg und fürchten sich sogar vor ihr. Vorurteile und Gerüchte über Hexen sind im Umlauf. Etwas altes Böses ist erwacht und macht nun auch Jagd auf Tiffany. Eine Hetzjagd aus Hass beginnt. Tiffany ist in Lebensgefahr…

Meine Meinung:

Endlich gibt es einen neuen Band von Tiffany Weh! Das Mitternachtskleid ist der vierte Teil aus dieser Reihe. Ich liebe bereits die Vorgänger: Kleine freie Männer, Ein Hut voller Sterne und Der Winterschmied. Auch der vierte Band hat meine Erwartungen nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil, ich bin begeistert. Überhaupt mag ich die Tiffany Weh Geschichten von allen Büchern von Terry Pratchett am liebsten. Ich hoffe sehr, dass es noch einen weiteren Band geben wird. Ich bin geradezu süchtig nach Tiffany Weh.

Mir gefällt auch die Aufmachung des Buches. Aussen- sowie Innencover sind mit Tiffanys Mitternachtskleid und den kleinen blauen Männern gestaltet. Als Special läßt sich ein Teil des Innencovers abtrennen und als Lesezeichen verwenden. Super!

Bereits auf den ersten Seiten legt der gute Pratchett mit einer ordentlichen Portion Humor los und hält diesen Level durch die gesamte Geschichte hindurch. Dieses Buch ist zugleich spannend, weise und vor allem unterhaltsam. Der Autor nimmt alles unter die Lupe und ebenfalls alles auf die Schippe. Beim Lesen kann einem bei so viel intelligenten Witz gar nicht langweilig werden.

Von allen Charakteren in diesem Buch ist mir Tiffany am meisten ans Herz gewachsen, gefolgt von den Größten und den anderen Hexen.

„Jeder braucht eine Hexe, auch wenn das nicht jeder weiß.“ (S. 15)

Welch ein Satz! Ich möchte mit diesem Zitat Werbung für dieses tolle Buch machen. Liebe Leser, auch wenn ihr es noch nicht wißt, ihr müßt dieses Buch lesen, denn auch ihr braucht eine Hexe! Ich für meinen Fall brauche Pratchetts Hexen, und ich brauche Tiffany! Denn Pratchetts Hexen sind so sympathisch und einfach liebenswert.

Tiffanys Lieblingselement ist das Feuer. Und das kann sie in diesem Abenteuer wahrlich gut gebrauchen.

„Die Häsin läuft ins Feuer. Das Feuer, es verschlingt sie; sie brennt nicht.“ (S.87)

Das ist der rote Faden in dieser Geschichte.
Tiffany hat viel zu tun. Wo Hilfe gebraucht wird, ist sie zur Stelle. Es ist eine alte Hexentradition, dass Hexen allein arbeiten. Doch zur Zeit fühlt sich die Junghexe damit sehr einsam und auch überarbeitet. Die Menschen um Tiffany herum sind grausam. Sie verurteilen schnell mal jemanden zu Tode. Nicht immer kann Tiffany sie aufhalten. Zudem gehen gerade miese Gerüchte über Hexen um. Die Menschen sind in Furcht und voller Hass. Und dann ist da auch noch der Tückische, den Tiffany mit dem Kuss des Winterschmieds geweckt hat und der jetzt eine Hetzjagd auf sie beginnt. Der Tückische ist ein Mann ohne Augen und ohne Schatten. Er war einst ein Hexenjäger und hat auch jetzt nichts anderes im Sinn, als alle Hexen zu vernichten. Kann Tiffany diesen Kampf aufnehmen? Ein spannendes Abenteuer beginnt, in dem man auf jede Menge altbekannte Hexen trifft, auf Oma Wetterwachs, Nanny Ogg, Eskarina Schmied, Frau Prust…
Amber und Lätitia, stand ich zunächst skeptisch gegenüber, aber dann wuchsen auch sie mir schnell ans Herz, vor allem Lätitia. Tiffany begegnet den beiden Mädchen immer wieder und diese sind nicht das, was sie zunächst scheinen.
Über ein Wiedersehen mit den Größten habe ich mich sehr gefreut, denn die machen einfach Spaß. Allein ihre Art zu reden ist einfach herrlich. Die Größten wohnen in der Nähe von Oma Wehs alter Schafshütte und bewachen die Schafe dort um ihre Höhle herum. Sie sind Viehhirten und Freigeister, und eine Art von Feen. Sie beherrschen eine alte Art von Magie. Ihre Kelda ist mächtig. Jene ist sehr besorgt um Tiffany, sieht große Gefahr voraus und beauftragt die Größten, immer ein Auge auf Tiffany zu werfen. Ich freue mich jedesmal, wenn die Größten in der Geschichte auftauchen. Sie sind so herrlich chaotisch.

Der Titel des Buches kommt erst ganz zum Schluß zum Ausdruck. Am Ende von Kapitel 15 heißt es:

„Der Besen hob und senkte sich sacht, getragen von lauen Lüften. Von Müdigkeit und Dunkelheit umfangen, breitete sie die Arme aus, und in diesem einen Augenblick, während die Welt sich einfach weiterdrehte, trug Tiffany Weh das Mitternachtskleid.“ (S. 406)

Und schließlich im Epilog… Aber ich will euch nicht zuviel verraten.

In diesem Buch geht es um Vorurteile gegen Hexen, um Hass auf sie und um Hetzjagd auf sie. Die Hexen sind die Sündenböcke für alle Probleme, ihnen schreibt man die Schuld an allem zu, sie sind der Prügelknabe. Der Tückische, der einst ein Mensch war, seit mehr 1000 Jahren nur noch ein Geist ist und jetzt nichts mehr als eine Idee, hat diesen Hass in die Köpfe der Menschen gesät. Eine Idee, die Hass sät, das läßt viel Raum für Interpretationen.

Ich habe das Buch genossen. Es ist schön, wieder einmal mit Tiffany durch die Scheibenwelt zu ziehen, übers Kreideland zu streifen, in Ankh Morpor durch die Strassen zu schlendern, mit dem Besen durch die Lüfte schweben…
Viele wunderbare und schlaue Sätze habe ich mir aus diesem Roman notiert, wie diesen hier:

„In der letzten Zeit habe ich mir manchmal sehnlichst gewünscht, die Vergangenheit ändern zu können. Ich musste einsehen, dass ich das nicht kann. Aber die Gegenwart kann ich ändern, damit sie – wenn sie zur Vergangenheit geworden ist – eine Vergangenheit ist, die sich gelohnt hat.“ (S. 399)

Die Geschichte ist spannend geschrieben und liest sich flüssig. Ich habe mir beim Lesen gewünscht, ich hätte mehr Zeit zum Lesen zur Verfügung und könnte mehr Zeit mit diesem Buch verbringen. Ja, eigentlich müßte man sich hinsetzten und es in einem Rutsch durchlesen.

Und während ich so über Das Mitternachtskleid diese Rezension hier verfasse, muß ich sagen, ich liebe dieses Buch! Und ich kann nicht leugnen, dass ich mir sehnlichst eine Fortsetzung wünsche!

Zum Schluss noch ein Zitat, bei dem ich schmunzeln mußte:

„Was für ein Geräusch machen drei Hexen?
Lautes Zetern.“ (S. 360)

Fazit:
Ein weiterer großartiger Band aus der Welt der Tiffany Weh. Ein Buch, dass mit Vorurteilen aufräumt.
Absolut lesenswert!

5 von 5 Sterne

Vielen Dank an den Manhattan Verlag für dieses Rezensionsexemplar!

Wer mehr über Terry Pratchett und seine Bücher erfahren möchte, dem empfehle ich diese Seite: www.pratchett-buecher.de

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