Von der Bedeutsamkeit des Lebens

Von der Bedeutsamkeit des Lebens

Dies ist mal kein Gedicht von mir wie ich es üblicherweise hier poste. Dies ist mal was anderes. Dieses Mal habe ich eine kleine Geschichte aufgeschrieben.

Es war spät in der Nacht als ich diese kleine Geschichte aufschrieb. Ich schaute aus dem Fenster auf die leere Strasse und fühlte mich irgendwie deprimiert oder auch verloren. Also beschloss ich meine Gedanke zu sortieren um mich besser zu fühlen. Was dabei herauskam, ist diese kleine Geschichte hier.
Ich hoffe, sie vermag es ebenfalls, euch liebe Leser, zu erfreuen und aufzumuntern.
Der ursprüngliche Titel der Geschichte lautet: Von der Bedeutsamkeit des Lebens. Das umfasst dann auch schon gut um was es hier geht. Da dieser Titel doch sehr schwerwiegend ist, habe ich einen zweiten Titel hingefügt: Die Weisheit des Baches. Dieser zweite Titel klingt nun schon märchenhafter und ein wenig leichter… und er bringt es auf den Punkt, denn dies ist eine Weisheitsgeschichte.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!

Von der Bedeutsamkeit des Lebens
oder auch: Die Weisheit des Baches

Der Eremit hatte viele Jahre lang allein in der Wildnis gelebt, hatte in Wäldern und Steppen, auf Bergen und in Höhlen nach Weisheit gesucht. Er hatte viele Fragen an das Leben und konnte doch keine einzige davon beantworten.
So waren viele Jahre des Studiums vergangen. Mit jedem Jahr wurde der Eremit verzweifelter. Und so kam es, dass er sich eines Tages gedankenversunken an einem kleinen sprudelnden Bach tief im Wald niederließ. Plötzlich umgab ihn eine unheimliche Stille. Der Bach hörte auf zu glucksen, kein Lüftchen wagte es zu wehen, kein Blätterrauschen oder Gesummse der Insekten, kein Rascheln im Gras. Stattdessen erhob sich eine sanfte helle Stimme aus dem Gewässer. Ein leises Säuseln und Gurgeln, das immer klarer wurde, erkundigte sich nach dem Befinden des Eremiten.
Da brachen Tränen aus dem Eremiten hervor. „Ich verstehe nichts, rein gar nichts. Ich habe keine Kraft mehr.“ schluchzte der Eremit „Ich habe das Leben und die Natur studiert und doch finde ich keine Antworten. Ich bin zutiefst bestürzt über diese Verletzlichkeit, die ich überall entdecke und die völlig ausweglos zu sein scheint. Alles führt zu einem Ziel hin, es ist immer dasselbe, egal welche Situationen ich auch beobachte, alles vergeht.
Wie soll ich mit dieser Erkenntnis jetzt noch weitermachen?“
Seine Augen waren leer, sein Blick starr und zum Boden gesenkt, als er dies sagte.
Da entgegnete ihm der Bach: „Erkennst Du nicht die Schönheit und Einzigartigkeit in allem, in jedem kleinen Moment?“
„Aber genau das ist doch das erschreckende!“ Zitternd kamen diese Worte aus dem Mund des Eremiten.
„Das genau ist das Leben. Deine Antwort, mein Freund. Dies genau ist alles. Jetzt.“ antwortete die freundliche Stimme des Baches.
„Das ist nicht fair!“ Der Eremit schrie auf. Er erhob sich ruckartig und stampfte wütend mit beiden Füssen auf den Boden, sodass einige kleinere Steine ins rollen kamen und plätschernd in den Bach fielen. „Ich halte das nicht mehr aus! Ständig dieses elende Vergehen. Überall ist Zerfall.“
Die Stimme des Baches wurde nun noch sanfter und liebevoller. Sie vermochte es, ihren Zuhörer mit einen wärmenden Strudel voller Geborgenheit zu umweben.
„Du schaust nicht richtig hin.“ flüsterte der Bach. „Schau mit Deinem Herzen statt mit Deinem Geist. Dein Herz weiß alles bereits und kennt die Antworten.“
Der Eremit wurde daraufhin noch wütender und warf Steine und herumliegende Zweige ins Wasser, das es nur so spritzte.
„Du verstehst überhaupt nichts! Du hörst mir ja gar nicht zu!
Ich kann das nicht mehr aushalten!
Ich will doch nur leben! Leben, wie alle anderen Lebewesen auch, die Menschen, die Tiere und die Pflanzen.
Warum wird uns dieser Wunsch so grausam verwehrt?“
„Aber ihr lebt doch! Alle. Jetzt.
Du verstehst nicht, lieber Wanderer und Suchender, es gibt nur eine Zeit. Jetzt.
Jetzt ist alles gut. Jetzt ist alles Leben.“
Da brach der Eremit zusammen und fiel auf seine Knie. „Und Ihr versteht mich nicht! Was Ihr sagt, das stimmt so nicht. Ich habe es gesehen. Alles was ist, muss wieder gehen.
Ich will aber, dass alles bleibt!“
„Suche nicht länger, lieber Wanderer. Geh nun und lebe. Sei ein Teil der Fülle.
Nimm von mir Deine Antworten auf Deine Frage. Deine Suche ist nun vorbei. Du bist jetzt frei.
Komm, nimm ein Bad in mir! Trinke von mir!
Reinige Dich von Deiner Furcht.
Mein Wasser schenkt Dir den Mut nun endlich zu leben. Sei ein Teil der Fülle.“
Mit diesen Worten erlosch das Murmeln des Baches. Es wurde still.
Hier und dort vernahm der Eremit ein leises Glucksen hier, ein Sprudeln dort, wenn der Bach größere Steine umtanzte.
„Du hast gut reden…“ seufzte kraftlos der Eremit und legte dann seine Kleider auf einen Stein am Uferrand. Wie hypnotisiert gingen seine Füsse langsam in Richtung des Baches. Schritt um Schritt.
Das Wasser war erstaunlich angenehm, viel wärmer als er es angenommen hatte. Die Mittagssonne hatte es erwärmt. Es tat gut, sich ins Wasser zu legen und l o s z u l a s s e n.
Er hatte keine Kraft mehr. Was konnte er noch tun außer loslassen?
Und so ließ er sich im Wasser treiben, freute sich über die neugewonnene Leichtigkeit seines Körpers und auch seines Geistes, planschte freudig mit Armen und Beinen und blinzelte der Sonne entgegen. Er sah die Libellen über der Wasseroberfläche tanzen. Er hörte die Vögel in den Bäumen und Büschen zwitschern. Er vernahm den Duft der vielen Wildkräuter, die entlang des Ufers wuchsen. Er sah das bunte Treiben der Bienen und Hummeln auf den zahlreichen kleinen Blüten, die überall verstreut auf der Wiese wuchsen.
„Ja, dies ist wahre Fülle. Wie wunderschön dies ist. Und alles ist miteinander verwebt. Dieser Augenblick gerade ist ein wahres Zauberwerk. Und ich bin mitten drin.“
Der Eremit hatte sich nie zuvor so lebendig gefühlt.
Wie er so im Wasser planschend vor sich hintrieb und sich an diesem Moment erfreute, fragte er sich, ob es wohl dies war, was der Bach meinte…

© 2021 by Abraxandria

6 Gedanken zu „Von der Bedeutsamkeit des Lebens

  1. Oh Dankeschön! :hearts:
    Ich freue mich sehr, dass sie dir gefällt. Das motiviert mich, dran zu bleiben, am schreiben…
    Ich denke, du hast dieses Talent auch! :) Du schreibst doch Songtexte!
    Und das andere Talent, dass muss der Eremit ja auch erst einmal für sich lernen… das ist ja die Herausforderung… das schwierige…

  2. Ach, meine ollen Songtexte … ich schreibe ja schon lange keine mehr ;) Aber ich hoffe, aus mir bricht noch irgendwann die Schreibwut aus :D

  3. Wenn Du das einmal konntest, kannst du es auch immer noch!!! Das vergeht nicht!
    Ich hatte auch 10 Jahre oder so kein Gedicht mehr geschrieben, bis ich das schade fand und mich einfach dran setzte. Das gleiche mit dem Zeichnen.
    Man verlernt sowas nicht! Es ist in einem drin.
    Alles was Du tun musst, ist dir nen Stift zu nehmen…. :)
    Am besten klappt das bei mir, wenn ich emotionsgeladen bin.
    Viel Erfolg! ;)
    Ich trau Dir das zu!

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