Filmtipp: Melancholia

Filmtipp: Melancholia

Melancholia ist ein Film von Lars von Trier aus dem Jahr 2011.

Inhalt:
Nur wenige Tage bis zum Weltuntergang. Der Planet Melancholia kollidiert mit der Erde.
Wir sehen die letzten Tage aus Sicht von 4 Menschen, Justine und deren Schwester mit Mann und Kind.

Meine Meinung:
Ich bin fasziniert und geschockt von diesem Film. Melancholia läßt mich auch Tage später noch nicht los. Der Film ist ergreifend. Er verschlingt einen und läßt einen an der Handlung teilnehmen und mitfühlen.
Melancholia ist mehr als nur ein Film, den man sich anguckt und dann etwas anderes tut. Melancholia lädt dazu ein, den Film zu diskutieren, zu interpretieren, sich mit ihm zu beschäftigen.

Der Film ist mehr wie ein Theaterstück aufgebaut. Am Anfang steht als Einleitung die Traumfrequenz. Hier weissagt Justine die Kollision der Planeten und die Vernichtung der Erde. Die Bilder sind in Slow Motion gedreht und das Ganze erinnert stark an 2001. Kein Text, nur klassische Musik begleitet die Einleitungsphase.
Dann folgen zwei Akte. Es wird zunächst aus der Perspektive von Justine erzählt, darauf aus der Perspektive ihrer Schwester Claire. Anfangs hat man als Zuschauer noch nicht das Gefühl von Schwere, sondern fühlt sich vielmehr unterhalten. Die Hochzeit von Justine, mit der der Film beginnt, ist eine Katastrophe und endet noch am gleichen Abend mit der Trennung. Die Hochzeitsgäste sind überzeichnet dargestellt, so dass es einem hier und da ein Lächeln herausquetscht. Genial hier ist Udo Kier mit seiner Hand vorm Gesicht und natürlich die Eltern der Braut, die mit unter die Hochzeit boykottieren. Man erlebt die Gefühlswelt von Justine, die von allen allein gelassen auf ihrer Hochzeit herum irrt und nur noch weg will. Auf der Hochzeit und überhaupt im ersten Teil kommt es zu einem klassischen Kommunikationszusammenbruch. Das Geschehen wirkt absurd. Lack of communication, wie wir es im Englisch Unterricht durchgenommen haben zum Thema absurd drama.
Im zweiten Akt erleben wir die Gefühlswelt von Claire, die angsterfüllt dem Untergang entgegen sieht und ebenfalls von allen allein gelassen wird. Dieser Akt beschäftigt sich mit dem Umgang der Konfrontation des unvermeidlichen Todes. Uns werden vier verschiedene Umgangsformen vorgestellt. Da ist zum einen die Unschuld des Kindes, das bis zum Schluss in Unwissenheit verweilt und das Ganze somit am besten erträgt. Der Mann von Claire zeigt zunächst wissentschaftliche Faszination am Thema und leugnet vollkommen die Möglichkeit einer Kollision. Die Leugnung bröckelt aber im Laufe des zweiten Aktes vollständig zusammen, bis hin zum Selbstmord. Claire ist gepackt von Angst, Panik und Hysterie. Sie versucht vor dem Unausweichlichen zu fliehen, muss aber scheiternd aufgeben. Ihr bleiben bis zum Schluss nur ihre Tränen. Justine ist durch ihre Depression und innere Weisheit gefasster. Sie sieht dem Ende klar entgegen. Es ist rührend, wie sie sich um den kleinen Jungen von Claire kümmert und ihm den Schutz einer Traumwelt schenkt. Für sich selber akzeptiert sie das Ende.

Das Setting ist ein altes schwedisches Schloss, der Wohnsitz von Claire und ihrer Familie. Der Film könnte genauso gut als Theaterstück durchgehen. Melancholia kommt ohne viel Handlung aus. Man wird in eine Gefühlsebene gesogen. Denn auch wenn äußerlich nicht viel zu passieren scheint, so geht es doch innerlich geballt und explosiv bei den Charakteren zu. Das ist es, was einen so packt und nicht mehr losläßt. Und dann am Ende bleibt die Frage, was würde man selber tun, wie geht man selber mit dem Thema um. Ich wurde nichts ahnend in diesen Film hinein geschleudert und magisch festgehalten.

Fazit:
Dieser Film ist angelehnt an klassische Dramen, an englische Literatur, ist beeinflußt von Filmemachern wie David Lynch und Filmklassikern wie 2001.
Dieser Film ist mehr. Dieser Film ist große Kunst.
Dieser Film ist intelligent und entblößend. Er schockiert und provoziert, schön gespickt mit leichten Prisen Humor.
Dieser Film läßt einen nicht los.

Lars von Trier ist hier ein großes Werk gelungen!

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