Ansichtssache

Ansichtssache

Hier eine weitere kleine buddhistische Geschichte. So schräg, wie wahr… . Oh, ich mag diese alten Geschichten!

„Es war einmal ein König, der lebte in seinem Schloß, von wo er sein ganzes Land überblickte. Der König war sehr beliebt bei seinem Volk. Jeden Tag brachten ihm die Leute aus der Stadt schöne Geschenke, und der Geburtstag des Königs wurde im ganzen Land gefeiert. Die Leute liebten den König, denn er war weise und gerecht.
Eines Tages geschah ein Unglück. Alle Brunnen im Lande wurden vergiftet, und alle – Mann, Frau und Kind – wurden verrückt. Nur der König, der auf seinem Berg einen eigenen Brunnen besaß, blieb verschont.
Bald danach fingen die verrückten Leute im ganzen Land an zu tuscheln: `Wie seltsam ist doch unser König. Er ist überhaupt nicht mehr weise, er ist gar nicht mehr gerecht.´
Manche behaupteten sogar, der König sei verrückt geworden. Vorbei war es mit seiner Beliebtheit, und niemand brachte ihm mehr Geschenke. Natürlich feierte auch niemand mehr seinen Geburtstag.
Der einsame König, hoch droben auf seinem Berg, blieb ganz allein. Er langweilte sich, darum beschloß er eines Tages, von seinem Berg herabzusteigen und in die Stadt zu gehen. Es war furchtbar heiß an diesem Tag, darum trank der König einen tüchtigen Schluck aus dem Brunnen am Marktplatz.
An diesem Abend feierte die ganze Stadt ein großes Fest. `Unser geliebter König hat endlich seinen Verstand wiedergefunden´, jubelten die Leute.“

(Dan Millman, Der Pfad des friedvollen Kriegers)

2 Gedanken zu „Ansichtssache

  1. Osho hat einmal auf die Frage, wie man in dieser verrückten Welt überhaupt leben kann, sinngemäß geantwortet: „Die Welt ist ein einziges Irrenhaus. Also benimm dich gefälligst wie ein anständiger Verrückter! Der Unterschied zwischen dir und den anderen wird dann der sein, dass du weißt, dass du verrückt bist. Die anderen wissen es nicht.“

    Ein Beispiel hierfür:

    »Wenn wir nach ›Paradise now‹ verhaftet wurden, haben wir zu den Polizisten gesagt: Du spielst den Officer und ich die Verhaftete. Die Polizisten antworteten immer dasselbe: ›Look Lady, I’m not in your play‹«. Aber sie ließen nicht nach, die Schauspieler des Living Theater, sondern lobten die Bullen auch dann noch, wenn sie wütend waren, für ihren guten Akt eines wütenden Bullen. Schauspiel und Leben interferieren und vermischen sich. Diese Interferenzen und Spiegelungen sind es ja auch, was »Die Kinder des Olymp« so großartig macht. Judith Malina ist sich bewusst, wie willkürlich und beliebig diese Grenzsetzungen sind, und wie komisch die Interferenzen sein können.

    Quelle: Süddeutsche Zeitung

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