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Category: Zitiertes

Heile Kinderwelt

Heile Kinderwelt

Gestern Abend habe ich es mir gemütlich gemacht und mich mit einer Hörspiel-Kassette ins Bett gekuschelt, und wollte es mir mal so richtig wohlig gut gehen lassen. Zu solchen Anlässen hole ich schon mal gerne Kinderbücher heraus. Nun, gestern Abend war es eine Hörspiel-Kasette von Janosch: „Schnuddel“, in der Schnuddel eines Tages von seinem Vater eine Flaschenpost geschenkt bekommt, die dieser zuvor gefischt hatte. In der Flasche steckt ein Zettel, wo drauf steht:

Wer dies liest, muß sich vor nichts mehr fürchten„.

Was für eine wunderbare Idee, einem Kind solch eine Post zu schenken!!!

Der Adler und der König

Der Adler und der König

Hier eine kleine weise Geschichte:

Ein Mann fand einmal ein Adlerei und legte es einer seiner Hennen im Hühnerhof ins Nest. Der Adler wurde zusammen mit den Küken ausgebrütet und wuchs mit ihnen auf.
Da er sich für ein Huhn hielt, gackerte er. Er schlug mit den Flügeln und flatterte immer nur höchstens einen oder anderthalb Meter in die Höhe wie ein anständiges Huhn. Und er scharrte in der Erde nach Würmern und Insekten.
So verging Jahr um Jahr, und der Adler wurde alt. Eines Tages sah er einen prächtigen Vogel, der hoch oben am Himmel majestätisch seine Kreise zog. Bewundernd blickte der Adler nach oben.
`Wer ist das?´fragte er ein Huhn, das gerade neben ihm stand.
`Das ist der Adler, der König der Vögel´, antwortete das Huhn.
`Wäre es nicht herrlich, wenn wir auch so hoch am Himmel kreisen könnten?´
`Vergiß es´, sagte das Huhn. `Wir sind nur Hühner.´
Also vergaß der Adler es wieder. Und er lebte und starb in dem Glauben, ein Huhn zu sein.

(Anthony Dermello, Song of the Bird)

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Vampire´s Lullaby

Vampire´s Lullaby

Nun, da habe ich mir mal ein Kinderbuch mit Vampirgeschichten ausgeliehen, um mir einen gemütlichen Abend mit lecker Tee, Schoki und Keksen zu machen. Da stolpere ich zugleich über folgende Aufklärung… . Und bin zutiefst entzückt, werde ich doch mal wieder an meine heiß geliebte Kindersendung erinnert.

„Vampire haben auch merkwürdige Angewohnheiten. So müssen sie zum Beispiel alles zählen, was ihnen unter die Augen kommt. Sorg deshalb dafür, dass du immer einen kleinen Beutel mit Getreidekörnern bei dir hast. Wenn dir ein Vampir auf den Fersen ist und du die Getreidekörner hinter dir ausstreust, fühlt sich der Vampir gezwungen zuerst die Getreidekörner zu zählen, ehe er sich an dir vergreift. Du hast inzwischen wunderbar Zeit seinem ekelhaften Kuss zu entrinnen – außer wenn es sich bei diesem Vampir um deine kleine Schwester handelt, die deine Getreidekörner heimlich gezählt hat, während du geschlafen hast. Dann ist es sowieso zu spät.
(Ton van Reen, Blutsbrüder)

Die beste Musik zum lesen bei einer solchen Lektüre ist im übrigen „Vampire´s Lullaby“ (My One Desire) von Willy de Ville von seinem Album „Loup Garou“… , wunderschöner Song.

Willy de Ville: Loup Garou (1995)

Licht und Leben

Licht und Leben

Und doch oft genug hat man mich gefragt, worauf ich denn so stolz sei. Worauf?

Auf diese Sonne und dieses Meer,
auf mein von Jugend überströmendes Herz,
auf meinen salzigen Leib und auf diese unermeßliche Pracht aus Glanz und Glück, aus Gelb und Blau.

Ich muß all meine Kräfte aufbieten, um dieser Fülle standzuhalten.
Alles hier läßt mich gelten, wie ich bin;
ich gebe nichts von mir auf und brauche keine Maske:
es genügt mir, daß ich geduldig wie schwierige Wissenschaft lerne: zu leben, die so viel wichtiger ist als alle die Lebenskunst der andern.

(Albert Camus, Hochzeit des Lichts)

 

Ansichtssache

Ansichtssache

Hier eine weitere kleine buddhistische Geschichte. So schräg, wie wahr… . Oh, ich mag diese alten Geschichten!

„Es war einmal ein König, der lebte in seinem Schloß, von wo er sein ganzes Land überblickte. Der König war sehr beliebt bei seinem Volk. Jeden Tag brachten ihm die Leute aus der Stadt schöne Geschenke, und der Geburtstag des Königs wurde im ganzen Land gefeiert. Die Leute liebten den König, denn er war weise und gerecht.
Eines Tages geschah ein Unglück. Alle Brunnen im Lande wurden vergiftet, und alle – Mann, Frau und Kind – wurden verrückt. Nur der König, der auf seinem Berg einen eigenen Brunnen besaß, blieb verschont.
Bald danach fingen die verrückten Leute im ganzen Land an zu tuscheln: `Wie seltsam ist doch unser König. Er ist überhaupt nicht mehr weise, er ist gar nicht mehr gerecht.´
Manche behaupteten sogar, der König sei verrückt geworden. Vorbei war es mit seiner Beliebtheit, und niemand brachte ihm mehr Geschenke. Natürlich feierte auch niemand mehr seinen Geburtstag.
Der einsame König, hoch droben auf seinem Berg, blieb ganz allein. Er langweilte sich, darum beschloß er eines Tages, von seinem Berg herabzusteigen und in die Stadt zu gehen. Es war furchtbar heiß an diesem Tag, darum trank der König einen tüchtigen Schluck aus dem Brunnen am Marktplatz.
An diesem Abend feierte die ganze Stadt ein großes Fest. `Unser geliebter König hat endlich seinen Verstand wiedergefunden´, jubelten die Leute.“

(Dan Millman, Der Pfad des friedvollen Kriegers)

Irreführende Wahrnehmung

Irreführende Wahrnehmung

„Ein Mann ruderte an einem sehr nebligen Morgen sein Boot stromaufwärts. Plötzlich sah er ein anderes Boot stromabwärts kommen, das keine Anstalten machte auszuweichen. Es kam ihm genau entgegen. Er rief: `Vorsicht! Vorsicht!´, aber das Boot fuhr genau in seins hinein, das fast sank. Der Mann war außer sich und begann die andere Person anzuschrein, ihr gehörig die Meinung zu sagen. Aber als er genau hinschaute, sah er, daß in dem anderen Boot überhaupt niemand war. Es stellte sich heraus, daß das Boot sich gelöst hatte und stromabwärts trieb. All sein Ärger schwand, und er lachte und lachte.“

(Thich Nhat Hahn: Innerer Friede – Äußerer Friede)

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Am Fensterputzen

Am Fensterputzen

Wenn ich mich richtig erinnere, hat meine bis ins hohe Alter rüstige Oma immer Zeitungspapier zum streifenfreien Abtrocknen genommen. Ich knülle also den Kulturteil der «taz» von gestern zusammen und reibe die Außenseiten mit einem Eminem-Interview trocken, zur Strafe, weil der kleine Mann immer seine Freundinnen verkloppt. Man sollte Künstler, von denen man weiß, dass sie Frauen schlagen, überhaupt nicht mehr unterstützen. Meine letzte James-Brown-Platte habe ich darum auch geklaut, damit der Godfather ja keinen müden Cent davon sieht, und einen Picasso kaufe ich mir gar nicht erst.

(Jenni Zylka: 1000 neue Dinge, die man bei Schwerelosigkeit tun kann)

Nun, da weiß ich gar nicht, welchen Tipp ich zuerst beherzigen sollte, den Putz-Trick oder den Tipp, seine Platten in Zukunft besser zu klauen, um sicher zu gehen auch moralisch zu handeln…

Waschanlagen-Tape

Waschanlagen-Tape

Das beste am Durch-die-Waschanlage-Fahren ist nämlich die Musik: Ich habe eigens aufgenommene Waschanlagen-Tapes, denn die Aufgabe, eine Kassette zusammenzustellen, bei der alle Songs zu psychedelisch-bunten, schweren Riesenborsten und plätscherndem Industrie-Sound passen, hat mich einfach gereizt. Vor allem müssen die Songs relativ kurz sein, sonst kann man nur einen hören, weil man sich zum Beispiel nur das billigste aller Programme leisten kann…

(Jenni Zylka: 1000 neue Dinge, die man bei Schwerelosigkeit tun kann)

Jep, da fühl ich mich doch mal verstanden und wiedergefunden. Endlich mal ein Wesen, daß die Kunst des Tape-Erstellens zu schätzen weiss… :
die Mühe, sich stundenlang vor die Anlage zu hocken, endlich etwas passendes voller Stolz gefunden zu haben, um dann jeden dritten bis vierten Fund zu verwerfen; die Freude beim Wühlen in den eigenen Plattenschätzen; die blanke Euphorie anhand dessen; und dann endlich das gelungene und mehrfach geprüfte Werk in Aktion, für diese Aktion ganz speziell hergestellt; purer Genuss!