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Category: Buddhistisches Gedankengut

Zitate – Überwindung von Leid

Zitate – Überwindung von Leid

Hier habe ich für den Jahresanfang ein paar kleine buddhistische Gedanken zum Thema Überwindung von Leid, ein großes Thema im Buddhismus, gesammelt. Man muss sein altes Leid vom vergangenen Jahr vielleicht doch nicht ganz komplett mit ins neue schleppen… vielleicht bewirkt eine andere Einstellung schon ein kleines Aufatmen und bringt etwas Entlastung…

Wir verfügen über genügend Bedingungen um bereits glücklich zu sein, wir müssen nicht in die Zukunft laufen, um noch ein paar mehr zu ergattern. (S. 36)

Freude entsteht aus Loslassen, Hinter-sich-Lassen. (S. 50)

Erkennen wir, dass unser Leiden auf Bildern und Vorstellungen basiert statt auf der aktuellen Situation und Wirklichkeit, wird es uns möglich, sofort und unmittelbar im gegenwärtigen Moment glücklich zu leben, dank der Kraft von Achtsamkeit und Konzentration. (S. 61)

(aus: Thich Nhat Hanh, Versöhnung mit dem inneren Kind, 2011, O. W. Barth Verlag)

Zitat

Zitat

„Wie oft fragen wir, wenn wir Probleme haben: „Was soll ich nur machen?“
Es wäre oft besser zu fragen: „Was soll ich lassen?“

(Aus: Ulli Olvedi, Heilmeditationen, Nymphenburger Verlag, 2. Auflage 2015, S. 65)

Ein etwas anderer Kerker

Ein etwas anderer Kerker

Im alten China, im ersten Jahrhundert, wurde ein Übeltäter ertappt, als er eben den Kaiserpalast ausrauben wollte. Man verurteilte ihn zu zwanzig Tagen Kerker. Der Kerker war jedoch, wie sich zeigte, kein gewöhnliches Gefängnis. Er bestand aus weissen Vierecken, die auf den nackten Boden gemalt waren.
Man führte den Räuber in die Mitte eines der gemalten Vierecke. Nur ein einziger anderer Mensch befand sich dort im angrenzenden Viereck: ein alter Mann mit langem Bart.
Der Räuber fragte: „Was ist denn das für ein Kerker?“
Der alte Mann sagte: „Der schlimmste, den es gibt auf der Welt. Sollte ein Gefangener je seine Linien überschreiten, so kommen alle Dämonen der Hölle und verschlingen ihn.“
Der Räuber war entsetzt und verharrte die vollen zwanzig Tage innerhalb der gemalten Striche. Nach Ablauf der Frist trat der alte Mann aus seinem Viereck heraus.
Der Räuber fragte: „Warum wirst Du nicht von den höllischen Dämonen aufgefressen?“
Der alte Mann antwortete: „Ich bin kein Gefangener. Ich bin der Wärter.“

(aus: Nury Vittachi, Shanghai Dinner)

Über die Vergänglichkeit

Über die Vergänglichkeit

 

Buddha III

In alter Zeit betrübte sich eine nachdenkliche Nonne über die Vergänglichkeit des Lebens.
Sie sagte zu ihrem Lehrer: „Alles vergeht. Der heutige Tag zog in Schönheit herauf, doch am Abend wird er versinken. Das Leben ist nur ein Atemzug. Der Mensch wird zum Sterben geboren. Welchen Wert hat das Dasein?“
Der Lehrer antwortete der Nonne: „Frage den Schmetterling. Frage die Kerze. Frage den Wassertropfen.“
Die Nonne ging zu einem heiligen Barnabaum. Seine weißen Blüten lockten Schmetterlinge an. Sie schaute zu und sah, dass jeder Schmetterling nur einen Tag lebte.
Die Nonne ging in den Tempel. Sie betrachtete die Kerzen vor dem Buddhaschrein. Sie sah, dass jede Kerze nach einer Stunde erlosch.
Die Nonne ging zu einem Fluss. Sie erkannte, dass er Millionen Wassertropfen mit sich führte. Sie sah, wie sie schneller, als man einen Becher Tee leeren konnte, an der Stadt vorbeiflossen, um niemals wiederzukehren.
Die Nonne ging zurück in das Lehrhaus. Sie sagte: „Das Leben vergeht wie ein Schmetterling im heiligen Barnabaum.“
Der Gärtner hörte sie und sagte: „Nein. Die Schmetterlinge erhalten die Pflanzen am Leben. Der Barnabaum ist älter als du. Er lebt seit hundert Jahren.“
Sie sagte: „Das Leben ist vergänglich wie die Kerzen im Tempel.“
Der Priester hörte sie und sagte: „Nein. Die Flamme im Tempel brennt schon lange. Sie brennt seit tausend Jahren.“
Sie sagte: „Das Leben vergeht wie Wassertropfen im Fluss, der an der Stadt vorüberfließt.“
Ein alter Fährmann hörte sie und sagte: „Nein. Der Fluss ist seit zehntausend Jahren da. Er wird noch in zehntausend Jahren da sein.“

So geht es auch uns, Grashalm. Manche sehen den Schmetterling, die Kerze und den Wassertropfen. Manche sehen den Baum, die Flamme und den Fluss.

(aus: Nury Vittachi, Der Fengshui-Detektiv und der Computertiger)

Der Zen Garten

Der Zen Garten

Kitsch

Ein Zenmeister trug seinem Schüler auf, den Garten des Klosters zu säubern. Der Schüler tat, wie ihm gehießen, und hinterließ den Garten in einwandfreiem Zustand. Doch war der Meister damit unzufrieden. Er erteilte seinem Schüler ein zweites und ein drittes Mal denselben Auftrag, bis der sich völlig entmutigt beschwerte:
„Aber Meister, in diesem Garten ist nichts mehr in Ordnung zu bringen, nichts mehr zu reinigen! Ich habe alles Nötige getan!“
„Und doch fehlt etwas“, erwiderte der Meister. Er schüttelte einen Baum, und ein paar Blätter segelten zu Boden.
„So, jetzt ist der Garten vollendet“, schloss er.

(aus „Der Finger und der Mond“, Alejandro Jodorowsky)

Von Schmetterlingen und Menschen

Von Schmetterlingen und Menschen

Im vierten Jahrhundert v. Chr. lebte ein Mensch mit Namen Zhuangzi. Er schlief ein. Er hatte einen Traum. Und in seinem Traum war er ein Schmetterling. Er konnte fliegen. Er flatterte über die Sträucher und das Gras und die Blumen. Er war eins mit dem Wind. Der Wind war eins mit ihm. Er vergaß, dass er jemals ein Mensch gewesen war. Er kannte nur sein Leben als Schmetterling.

Dann erwachte er. Er merkte, dass er ein Mensch war. Ich bin ein Mensch und war nur im Traum ein Schmetterling, sagte er. Aber eine innere Stimme sagte Nein. Du bist ein Schmetterling. Du träumst, du wärest ein Mensch.

Am nächsten Abend ging der Mensch Zhuangsi zu Bett. Er fühlte, wie er in ein Leben als der Schmetterling Zhuangsi zurückkehrte. Aber fing er nun an zu träumen? Oder begann er zu erwachen?

(aus: Der Feng Shui Detektiv, Nury Vittachi)

Wasser…

Wasser…

Wasser-AusschnittNichts auf der Welt ist nachgiebiger und sanfter als Wasser. Und doch kann nichts das Starre und Zähe besser überwinden. Das Biegsame kann das Unbiegsame bezwingen; das Weiche kann das Harte bezwingen.

(Lao-tse, Tao Te King)

Der Buddha und die Blume

Der Buddha und die Blume

Buddha IV„(… , als der Buddha – ohne ersichtlichen Grund – plötzlich eine Blume hochhob und den versammelten Schülern zeigte.)

Lange Zeit sagte er gar nichts. Seine Zuschauer waren vollkommen still. Ein jeder schien konzentriert nachzudenken in dem Versuch zu verstehen, was es mit dieser Geste des Buddha auf sich hatte. Dann, plötzlich, lächelte der Buddha. Er lächelte, weil jemand unter den Zuhörern ihn und die Blume anlächelte. Der Name dieses Mönchs war Mahakashyapa … Der Buddha erwiderte sein Lächeln und sprach: „Ich habe einen Schatz der Einsicht, und den habe ich Mahakashyapa übertragen.“
… Für mich hat das eine recht schlichte Bedeutung. Wenn jemand eine Blume hochhält und sie uns zeigt, will er, daß wir sie sehen. Fahren wir fort nachzudenken, entgeht uns die Blume. Derjenige, der nicht überlegt hat, einfach er selbst war, war zu einer tiefen Begegnung mit der Blume fähig, und er lächelte.“

(Thich Nhat Hanh Peace Is Every Step, in Norma Levine Der Kreis des Lebens)

Chögyam Trungpa oder auch die Freiheit des Individuums

Chögyam Trungpa oder auch die Freiheit des Individuums

Um es noch einmal darzulegen, mein Interesse in Richtung Weltreligionen winkt doch am ehesten dem Buddhismus zu, und ist ein deutliches Nein an solch einen Sekten-Krams. Ich bitte um Freiheit des Individiums! Jeder sollte sich die Religion, die er für richtig hält, aussuchen können.
Ich für meine Person spreche auch lieber von Lebensphilosophie als von Religion. In dieser Hinsicht bin ich ganz vom Taoismus fasziniert, eine chinesische Lehre, die auf Laotse zurückgeht.

Als ich heute in meinem Buch über den trantrischen Buddhismus Tibets stöberte, bin ich auf Chögyam Trungpa gestößen. Hier ein kleiner Textauszug aus einem seiner Gedichte, welcher mich mit seiner Schönheit faszinierte:

Beim Tanz im Weltenraum,
in Wolken gekleidet,
die Sonne verzehrend, den Mond in der Hand,
sind die Sterne mein Gefolge.

(Chögyam Trungpa, Enthronement, The Myth of Freedom)

Der Adler und der König

Der Adler und der König

Hier eine kleine weise Geschichte:

Ein Mann fand einmal ein Adlerei und legte es einer seiner Hennen im Hühnerhof ins Nest. Der Adler wurde zusammen mit den Küken ausgebrütet und wuchs mit ihnen auf.
Da er sich für ein Huhn hielt, gackerte er. Er schlug mit den Flügeln und flatterte immer nur höchstens einen oder anderthalb Meter in die Höhe wie ein anständiges Huhn. Und er scharrte in der Erde nach Würmern und Insekten.
So verging Jahr um Jahr, und der Adler wurde alt. Eines Tages sah er einen prächtigen Vogel, der hoch oben am Himmel majestätisch seine Kreise zog. Bewundernd blickte der Adler nach oben.
`Wer ist das?´fragte er ein Huhn, das gerade neben ihm stand.
`Das ist der Adler, der König der Vögel´, antwortete das Huhn.
`Wäre es nicht herrlich, wenn wir auch so hoch am Himmel kreisen könnten?´
`Vergiß es´, sagte das Huhn. `Wir sind nur Hühner.´
Also vergaß der Adler es wieder. Und er lebte und starb in dem Glauben, ein Huhn zu sein.

(Anthony Dermello, Song of the Bird)

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