Irreführende Wahrnehmung

Irreführende Wahrnehmung

„Ein Mann ruderte an einem sehr nebligen Morgen sein Boot stromaufwärts. Plötzlich sah er ein anderes Boot stromabwärts kommen, das keine Anstalten machte auszuweichen. Es kam ihm genau entgegen. Er rief: `Vorsicht! Vorsicht!´, aber das Boot fuhr genau in seins hinein, das fast sank. Der Mann war außer sich und begann die andere Person anzuschrein, ihr gehörig die Meinung zu sagen. Aber als er genau hinschaute, sah er, daß in dem anderen Boot überhaupt niemand war. Es stellte sich heraus, daß das Boot sich gelöst hatte und stromabwärts trieb. All sein Ärger schwand, und er lachte und lachte.“

(Thich Nhat Hahn: Innerer Friede – Äußerer Friede)

Eine kleine buddhistische Betrachtung über Irrtümer und Wahrnehmung.
Erinnert mich ein wenig an die Geschichte mit dem Hammer von Paul Watzlawick, auch genial verfilmt in der Sesamstrasse mit Ernie als Geschichte über das Ausleihen eines Staubsauger.
Man kann dabei doch mal wieder schön über seine eigenen Unzulänglichkeiten schmunzeln…

2 Gedanken zu „Irreführende Wahrnehmung

  1. Die Zen-Geschichte mit dem leeren Boot weist darauf hin, dass „das Boot“ immer leer ist. „Das Boot“ dient hier als Metapher für jede Person. In der Hammer-Geschichte Watzlawicks geht es dagegen scheinbar um zwei besetzte „Boote“ (Personen). Dennoch gibt es unübersehbare Parallelen zu der Geschichte, die Thich Nhat Hanh erzählt.

    Buddha sprach von Anatta, dem Nicht-Selbst. Und genau dafür steht das leere Boot. Wir alle sind leere Boote. Dennoch wird hartnäckig geglaubt, dass da jemand im Boot säße, der die Kontrolle über das Boot hat.

    Auch in der Zen-Geschichte sind BEIDE Boote leer!

    Eine Klasse Geschichte.

    Danke und einen lieben Gruß vom Nitya

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